Landesliga Nord: Der FC 98 Hennigsdorf schlägt den SV Zehdenick – 98-Kapitän muss für 70 Minuten in den Kasten.
FC 98 Hennigsdorf – SV Zehdenick 3:1 (1:0)
Tore: 1:0 Stahlberg (26.), 1:1 Bruse (49., Strafstoßtor), 2:1 Stahlberg (79., Strafstoßtor), 3:1 Heidel (83.).
Zuschauer: 221
Der FC 98 Hennigsdorf hat den Oberhavel-Vergleich gegen den SV Zehdenick mit 3:1 gewonnen. Dabei sahen die anwesenden Zuschauer ein äußerst turbulentes Spiel, welches von einer schweren Verletzung von 98-Keeper Angelo Kempf überschattet wurde.
„Ich habe schon viel in meiner Trainerlaufbahn erlebt, aber dieses Jahr in Hennigsdorf schreibt unglaubliche Geschichten“, zeigte sich Trainer Hans Oertwig noch völlig fassungslos nach dem Spiel. Dabei sah es zunächst nicht nach einer denkwürdigen Begegnung aus. In den ersten Minuten passierte wenig, die Gäste hatten die feinere Klinge parat, zeigten sich aber vor dem Kasten des FC 98 nicht wirklich zwingend. Die Hausherren lauerten auf Konter und hatten sogar durch Song Billong und Stahlberg zwei dicke Chancen zur Führung. Alles in den Hintergrund stellte dann die 20. Minute.
98-Keeper Angelo Kempf rasselte unglücklich mit Gästeakteur Timothy Pritzel zusammen und musste anschließend mit dem Rettungswagen und einer schweren Gehirnerschütterung ins nächste Krankenhaus transportiert werden. „Wir wünschen ihm auch eine schnelle Genesung“, sagte Gästetrainer Daniel Runge. Das Fußballspiel rückte angesichts der Verletzung in den Hintergrund.
Beim Gastgeber musste fortan Feldspieler und Kapitän Toni Dietrich das Tor hüten, da kein Ersatzspieler zur Verfügung stand. Geschockt zeigten sich anschließend aber eher die Gäste. „Diese lange Unterbrechung hat uns etwas den Faden verlieren lassen“, urteilte auch Runge anschließend. Nur wenige Minuten nach dem Kempf-Schock führte plötzlich sogar Hennigsdorf, Torjäger Sascha Stahlberg verwandelte eine Ecke direkt (26.). Stahlberg wurde vor dem Spiel offiziell verabschiedet und wird den FC 98 nach Saisonende verlassen.
Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste zügig zum Ausgleich, Rodger Bruse verwandelte einen zumindest diskutablen Strafstoß sicher. Zehdenick blieb wie lange in Halbzeit eins spielbestimmend und hatte mehr Ballbesitz, allerdings fehlten die zündenden Ideen. Hennigsdorf verteidigte leidenschaftlich und auch Toni Dietrich wuchs im Hennigsdorfer Kasten über sich hinaus. Die klareren Chancen hatte dann sogar der Hausherr, doch Falko König scheiterte zweimal per Kopf knapp. Gerade in den letzten 15 Minuten lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch, keiner gab sich mit dem Remis zufrieden.
Elf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit bog dann aber der FC 98 ab auf die Siegerstraße. Sascha Stahlberg verwandelte einen ebenfalls strittigen Foulelfmeter sicher zur abermaligen Führung. Zehdenick versuchte nun noch offensiver zu agieren, lief aber nur vier Minuten später nach einem unnötigen Ballverlust in der eigenen Hälfte in einen Konter und der erst neun Minuten zuvor eingewechselte Youngster Lucas Heidel traf zum 3:1.
Anschließend verwaltete Hennigsdorf ohne Probleme die Führung und feierte frenetisch den allerdings anhand der Kempf-Verletzung teuer erkauften Sieg. „Wir mussten nach der Verletzung von Angelo enger zusammenrücken und haben super Moral gezeigt. Nicht immer schießt Kohle die entscheidenden Tore“, zeigte sich 98-Kapitän Toni Dietrich auch nach Spielende noch angriffslustig.
„Uns fehlten einfach die Ideen, da waren wir zu einfallslos“, bilanzierte Gästeakteur Philipp Woiton gefrustet. Hans Oertwig dagegen sang eine Lobeshymne auf seine Mannschaft. „Die Mentalität dieser Truppe ist sensationell, hier nimmt sich keiner wichtiger, als der andere. Einfach nur toll.“
FC 98 Hennigsdorf: Kempf (21. Beer) – Schaumburg, König, Schmidt, Song Billong 874. Heidel), Khalleefah (80. Lebus), Stahlberg, Zimmermann, Baersch, Ugur, Dietrich.
SV Zehdenick: F. Pommerening – Bruse, Wegener, Kerl (62. Breyer), Lormis (74. Pfefferkorn), Wittur, Woiton, Voß (46. Krüsemann), Pritzel, Rothermund, Brandt.